Green Screen oder Kulissen, das ist hier die Frage
Wir werden recht häufig gefragt, warum wir in unseren Filmen eigentlich so viel Green Screen Szenen verwenden und ob wir nicht mehr mit Kulissen arbeiten können.
Dazu sei gesagt, Green Screen war nicht unsere erste Wahl. Bereits zu Star Treks 30 jährigen Geburtstag 1996 erwachten in unseren beiden Gründungsmitgliedern Tom und Thomas die Idee Kulissen für einen Fanfilm zu erstellen. Aus Holz, Pappe und Flaschendeckeln bastelten wir unsere ersten Konsolen die in einem winzigen leer stehenden Keller die Räumlichkeiten eines Shuttle darstellen sollten. Für damals zwei 14 jährige war das bereits ein großes Unterfangen, aber natürlich auch sehr naiv. Was zählte war natürlich später nur der Spaß an der gemeinsamen Phantasie aber ein wirklicher Fanfilm sollte daraus nicht werden.
Einige Jahre später wuchs die Gruppierung um einige Personen an, die ebenfalls ein Kulissen- bzw Brückenprojekt aufziehen wollten. Unter deren Schirmführung wurde eine große Lagerhalle gemietet in dem die Brücke aufgebaut werden sollte. Doch bereits einige Monate später zeigte sich, das die Finanzierung eines solchen Projektes nicht auf Dauer aufrechterhalten werden konnte.
Das Bauen von Kulissen ist an und für sich nicht das große Problem. Insbesondere für unseren Prop-Master Thomas ist die Konstruktion von Konsolen und Requisiten kein Unding, wie er auch bei den unzähligen Props beweist, die er für jeden unserer Filme erstellt. Das eigentliche Problem ist der Platz und die Staumöglichkeiten. Denn selbst einzelne Konsolen an die man eine Person platzieren könnte nehmen unwarscheinlich viel Platz weg. Wir nutzen derzeit einen Keller im Hause eines unserer Mitglieder, welcher vor jeden Dreh erst einmal ausgeräumt werden muss. Wenn Scheinwerfer, Kamera und Ton aufgebaut sind, haben die Akteure vor dem Green Screen in jede Richtung etwa zwei Schritt Spielraum. Das ist nicht viel, insbesondere wenn mehrere Darsteller gleichzeitig vor der Kamera agieren sollen. Diese noch durch Kulissen oder Konsolen einzuschränken wäre praktisch unmöglich.
Platz ist Mangelware im Euderion Studio, aber wir nutzen ihn nach besten Möglichkeiten
Das weitere Problem wäre die dauerhafte Lagerung. Wenn es hochkommt drehen wir im Jahr ein bis maximal zwei Projekte. Für den gesamten Rest eines Jahres müssten Requisiten gelagert werden. Wie erwähnt, ist der Keller den wir zum drehen nehmen der reguläre Keller unserer Mitglieder, welcher als eben solcher genutzt wird. Dort ist kein verfügbarer Platz um noch Konsolen Stühle oder Wände unterzubringen.
Dann mietet euch doch eine Halle/Lagerraum!
Vorschläge sich dauerhafte Staumöglichkeiten zu mieten wurden mehrfach in Betracht gezogen. Jedoch erweist es sich mitten in Berlin nicht gerade als einfach größere Lagerfläche zu bezahlbaren Preisen zu bekommen, die zudem auch witterungsbeständig sind. Von möglichen Sicherheitsdiensten ganz zu schweigen wie Fanfilm-Kollegen am eigenen Leib erfahren mussten. Diese hatten ihre Kulissen (teils originale) in einer Lagerhalle zur Miete untergestellt, bis sie eines Tagen merken mussten, das der Raum über Nacht leer geräumt wurde. Material im Werte von mehreren tausend Euro Euro einfach so gestohlen.
Es sind dann natürlich laufende Kosten für Miete und Transport für etwas was man im Jahr zwei Mal benutzt.
Finanzen
Durch diverse Gespräche auf Conventions oder Trekdinner erfahren wir von euch dass es durchaus gewisse Missverständnisse gibt, was unser Budget angeht. Ihr seht in unseren Filmen natürlich immer nur das fertige Projekt und denkt, wir stecken hunderte oder gar tausende Euro hinein. Was aber wenn wir euch sagen, das das Budget eines kompletten Euderion Fanfilmes oft deutlich unter 100 Euro liegt (eigenes und dauerhaftes Equipment wie Kamera- und Lichttechnik abgezogen)? Das ist oft eine Tatsache, die sehr überraschend aufgenommen wird, da mit deutlich mehr gerechnet wurde. Das ist vielleicht auch ein Zeichen das wir es für unsere Verhältnisse richtig machen. Wir holen alles raus, was mit unseren Möglichkeiten machbar ist. Wir ersetzen Geld durch Kreativität.
Trotz begrenzten Platz holen wir raus was wir können
Oben: Vor der Kamera, Unten: Hinter der Kamera
Crowdfunding
Es gibt einige Fans und Begeisterte die uns angeboten haben, uns finanziell unter die Arme zu greifen. Crowfunding-Aktionen gibt es im Fandom und gerade in der Fanfilm-Welt immer häufiger. Unsere Gruppe hat sich jedoch sehr früh schon darauf geeinigt, das dies für uns nicht in frage kommt. Nicht erst durch das Axanar Debakel bei der Crowdfunding Aktionen mit über 1 Million Dollar Einnahmen deutlich über die Strenge geschlagen haben und uns die Fanfilm Guidelines eingebrockt haben. Nein, schon vorhher war uns klar, das wir erstens unser eigener Herr sein wollten und zweitens Geld nicht gleichbedeutend für Qualität steht.
Die Alternative
Wir haben es uns sicherlich nicht leicht gemacht. Wir haben, gerade am Anfang, eine Menge Lehrgeld für unsere Erfahrungen gezahlt, bis wir dazu umgestiegen sind unsere Filme vor dem Green Screen zu realisieren. Ein Green Screen ist relativ leicht irgendwo aufgebaut und ermöglicht es später ihn durch Kulissen oder Alien Planeten zu ersetzen.
Klar, das wir auch hier erst lernen mussten. Unsere ersten Filme waren dank unterentwickelter Technik kaum schaubar. Damals nutzten wir noch sehr alte Magix Programme (2005) welche bestenfalls einen keying Effekt simulieren konnten. Wir wechselten später zu dem Adobe Bundle mit After Effects und nach einer Eingewöhnungsphase sind wir damit recht zufrieden. Gerade bei unserem aktuellsten Werken merkt man nahezu gar nichts mehr von grünen Restschimmer des Green Screen.
Um also auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Warum Green Screen und nicht reale Kulissen? Ganz einfach, es fehlt der Platz diese aufzubauen und auch dauerhaft zu lagern. Und der Geldfaktor ist auch nicht zu unterschätzen, Miete und Transportkosten sind für ein so kleines Projekt wie unseres nicht haltbar.
Star Trek spielt nuneinmal zu einem Großteil auf einem Raumschiff, und dieses lässt sich eben einfacher digital am Computer erstellen als es wirklich Realität werden zu lassen.
Wie gut das inzwischen funktioniert, könnt ihr euch in unserem neusten Fanfilm (2024) "Das Vermächtnis der Archein" anschauen, unserem bislang aufwendigsten und erfolgreichsten Euderion Fanfilm: